Shame on Me? Shame on You! Emotional Reactions to Cinematic Portrayals of the Holocaust
Authors
Johannes Kopf-Beck
Max Planck Institute of Psychiatry, Munich, Germany
Felix Gaisbauer
Department of Psychology, University of Konstanz, Konstanz, Germany
Susanne Dengler
Department of Psychology, University of Konstanz, Konstanz, Germany
Abstract
Die Medien spielen eine immer wichtigere Rolle in der Vermittlung der Geschichte des Holocaust. Holocaust-Dokumentationen sahen sich in der Vergangenheit in Deutschland dem Vorwurf ausgesetzt, nicht-intendierte und unerwünschte Reaktionen unter den Zuschauerinnen und Zuschauern hervorzurufen, wie beispielsweise eine Distanzierung von der Opferseite oder der Forderung, einen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen. Diese Kritik entstammt der Befürchtung, solche Reaktionen könnten eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit der Geschichte erschweren. Die vorgestellte Studie untersucht das Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen filmischen Darstellungsformen des Holocaust, durch diese hervorgerufene Abwehrmechanismen und gruppenbasierte Formen von Scham. Ausgehend von einer Inhaltsanalyse von sechs unterschiedlichen Filmausschnitten untersuchten wir in einer quasi-experimentellen Feldstudie die Mediationseffekte von vier verschiedenen Abwehrmechanismen (Distanzierung von der Opferseite, Beschuldigung der Opfer, Nähe zur Täterseite und Zurückweisung der Relevanz des Holocaust) auf gruppenbasierte Scham anhand einer Stichprobe von 224 Schülerinnen und Schülern der dritten Nachkriegsgeneration in Deutschland. Die Ergebnisse beschreiben die Komplexität von Filmdarstellungen des Holocausts und legen dar, wie diese eine konstruktive Auseinandersetzung mit Geschichte hemmen, aber auch unterstützen können.